zum
Verlag Pahl-Rugenstein
Die Todesnacht in
Stammheim Eine
Untersuchung Indizienprozess gegen die
staatsoffizielle Darstellung und das
Todesermittlungsverfahren mit
Dokumenten-CD 240 S., zahlr. Abb.,
Br., € 19,90
Auf Veranlassung des damaligen Bonner Krisenstabes
verschickte die Deutsche Presseagentur am 18. Oktober 1977, um 8.53
Uhr folgende Eilmeldung: »baader und ensslin haben selbstmord
begangen.« Diese Mitteilung über den Tod von RAF-Häftlingen im
Hochsicherheitsbereich der JVA Stuttgart-Stammheim legte noch vor
Beginn der kriminaltechnischen und gerichtsmedizinischen
Ermittlungen die Richtung fest, der die Ermittler und die meisten
Medien folgten. Der »kollektive Selbstmord der Häftlinge« scheint
demnach bis heute die in Stein gemeißelte Wahrheit über die
damaligen Ereignisse zu sein. Dieses Buch stellt die offizielle
Darstellung auf den Prüfstand. Nach jahrelanger Recherche aller
zugänglichen Materialien, Auswertung neuer, da erstmals
freigegebener Dokumente sowie mit Hilfe praktischer
Versuchsaufbauten entwickelt der Autor eine Art Indizienprozess. Er
kommt dabei einer Vielzahl von Unterlassungen, Mängeln und einander
widersprechenden Schlussfolgerungen in den amtlichen Untersuchungen
auf die Spur. Konnten Anwälte Waffen und Sprengstoff in das
»sicherste Gefängnis der Welt« schmuggeln? Hatten die Gefangenen ein
funktionierendes Kommunikationssystem? Entsprachen die
Obduktionsergebnisse und Tatortermittlungen dem damaligen Stand der
Wissenschaft, sind sie umfassend und in sich widerspruchsfrei?
Welche Rolle spielten Kronzeugen für die Ermittlungsrichtung? Waren
die Waffen- und Sprengstoffverstecke so möglich wie dargestellt? Was
hatte es mit den in jener Nacht im Gefängnishof beobachteten Autos
auf sich? Dies sind nur einige der Fragen, denen in dieser
Untersuchung akribisch nachgegangen wird. Erstmals wurden hierfür
zusätzlich materielle Testaufbauten geschaffen, um amtliche
Behauptungen zu überprüfen. Der Autor rekonstruierte die
»Aktencontainer«, die dem Waffenschmuggel gedient haben sollen,
baute die angeblich funktionstüchtige Kommunikationsanlage nach,
überprüfte die Möglichkeit eines Waffenversteckes im Plattenspieler
Baaders anhand eines baugleichen Modells, nahm Schussvergleiche zu
Bestimmung der Lautstärke von Schüssen in einem vergleichbaren
Gebäude vor und präzisierte mit neuen Methoden die sehr vagen
amtlichen Angaben über die Todeszeitpunkte von Baader und Ensslin.
Die Frage, warum auch Jahrzehnte nach den Ereignissen wesentliche
amtliche Aktenbestände zu diesem Komplex »aus Gründen der Sicherheit
der Bundesrepublik Deutschland« weiterhin Staatsgeheimnisse sind,
stellt sich aufgrund der Ergebnisse der hier vorliegenden
Untersuchung um so dringlicher. Helge Lehmann
(Jg. 1964) ist IT-Spezialist und Betriebsrat in einem
transnationalen Unternehmen.
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